Die Schlosskirche steht am Paradeplatz in der Wasserfestung Ziegenhain, wo 1539 die Konfirmation erfunden wurde. Sie ist eine "Offene Kirche", liegt am Pilgerpfad "Katechismus am Weg" und am Elisabethpfad.
Als Landgraf Philipp 1539 in der Wasserfestung Ziegenhain die wichtige Zusammenkunft einberief, die zur Einführung der Konfirmation führte, stand am Paradeplatz noch eine Vorgängerkirche der heutigen Schlosskirche. Mit dem Straßburger
Theologen Martin Bucer sollte ein Kompromiss im Streit mit den
Wiedertäufern gefunden werden. Bucers Kirchenzuchtordnung sah
schließlich vor, Kinder zu taufen, sie im Glauben zu unterrichten, zu
überprüfen und ihren Glauben anschließend nochmals zu bestätigen. So
wurde hier mit der Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung 1539 die
Konfirmation aus der Taufe gehoben, die heute weltweit Bestand hat!
Die heutige Schlosskirche wurde 1665-67 an Stelle einer gotischen Kirche als evangelische Predigtkirche erbaut. Während des Dreißigjährigen Krieges war die alte Kirche baufällig und für die Einwohnerzahl Ziegenhains zu klein geworden. Nach dem Abbruch der alten Kirche, wurde in den Jahren 1665 bis 1667 die neue Garnisons- und Stadtkirche errichtet. Es ist eine Saalkirche mit Barockportal ohne besonderen Glockenturm. Sie war Garnisons-, Bürger- und Grabeskirche für Gouverneure und Festungskommandanten der Festung Ziegenhain. Der erste geistliche Akt, der während der Einweihung der Kirche vollzogen wurde, war die Taufe eines Soldatenkindes. Die Landgräfin, die bei der Einweihung zugegen war, übernahm die Patenschaft. Zu Ehren des Landgrafen und der Landgräfin befinden sich in der Kirche über der Kanzel die Wappentafeln des hessischen Landgrafenhauses und des Hauses Braunschweig-Brandenburg.
An der dem Paradeplatz zugewandten Seite der Kirche sind Schlusssteine aus der gotischen Vorgängerkirche in das Mauerwerk eingelassen: Christuskopf, Osterlamm mit Siegesfahne, Scheibenkreuzgrabstein von 1150-1250, Ziegenhainer Wappenstern. Beachtenswert ist auch das schöne Renaissance-Portal.
Heinrich von Gohr wurde 1784 hier als letzter in der Kirche bestattet. Sein Epitaph mit weinendem Engel ist links neben dem Eingang in der Kirche aufgestellt. Er war Stifter der Orgel, die von Meister Andreas Heinemann 1769-71 gebaut wurde.
Erst bei der Renovierung 1926-27 erhielt die Kirche, die bis dahin nur ein kleines Glockentürmchen hatte, den größeren Turm als Dachreiter und zwei neue Glocken wurden angeschafft und geweiht. Die Inschrift der größeren Glocke lautet: „Lass uns im Glauben, Herr, stets sein, so fest und treu wie Ziegenhain.“
Seit 1842 dient das Schloss und in die umliegenden Gebäuden als Zuchthaus. Bis heute ist am Paradeplatz, direkt neben der Schlosskirche, eine Justizvollzugsanstalt des Landes Hessen untergebracht. Ein Modell der Wasserfestung ist im Museum der Schwalm zu sehen.
Die Schlosskirche Ziegenhain liegt am Pilgerpfad "Katechismus am Weg" und am Elisabethpfad. Sie ist gut vom Bahnradweg Rotkäppchenland und vom Schwalm-Radweg zu erreichen.